Ich hatte gehofft, dass ich nach Vipassana auf einer Wolke schwebe. Klarer, ruhiger, weiser. Und ja – ein Teil von mir fühlte sich genau so. Doch der andere Teil… war verwirrt.
Die Stille der zehn Tage lag noch auf mir wie ein feiner Nebel. Ich hörte alles intensiver, spürte mehr – aber ich wusste nicht immer, wohin mit all dem. Mein System war noch nicht „zurück“, meine Stimme ungewohnt, mein Alltag plötzlich laut.
Die Rückkehr in die Welt
Die Welt wartete nicht. Termine, Reize, Gespräche – all das, was während der zehn Tage keine Rolle gespielt hatte, stand nun plötzlich wieder vor meiner Tür. Ich merkte, wie schnell ich wieder in alte Muster rutschte: zu funktionieren, zu gefallen, zu leisten. Und gleichzeitig war da ein Widerstand in mir, der mich erinnerte: „Du bist mehr als das.“
Ich fühlte mich wie zwischen zwei Welten – der inneren Stille, die ich erfahren hatte, und dem äußeren Leben, das plötzlich wieder drängte.
Emotionale Nachbeben
Nach Vipassana kamen Themen an die Oberfläche, die ich nicht erwartet hatte. Alte Schmerzen, neue Fragen, Unsicherheiten, Tränen. Es war, als hätte ich einen Raum in mir geöffnet, der sich nun sortieren musste. Und manchmal fühlte es sich an wie Rückschritt – obwohl ich tief im Inneren wusste: Es war Integration.
Was mir geholfen hat
• Sanftheit mit mir selbst. Nicht alles sofort verstehen zu müssen, war heilsam. Ich erlaubte mir, verwirrt zu sein.
• Tägliche Mini-Meditationen. Nur 10–15 Minuten – aber sie halfen mir, mich wieder zu erinnern.
• Schreiben. Mein Journal wurde zum Anker. Dort durfte alles sein – roh, ehrlich, ungefiltert.
• Weniger ist mehr. Ich sagte Einiges ab, reduzierte Social Media, um meinem Nervensystem Raum zu geben.
Was bleibt
Vipassana hat mein Inneres neu ausgerichtet. Und auch wenn ich in den Wochen danach manchmal gestrauchelt bin, weiß ich heute: Die Stille wirkt weiter.
Nicht linear. Nicht immer angenehm. Aber tief. Und echt.
Ich bin gewachsen – nicht trotz, sondern durch die Verwirrung.
Und ich möchte dich ermutigen: Wenn du auch mal „zwischen den Welten“ stehst – bleib. Atme. Lausche.
Du bist nicht allein.
Und vielleicht ist genau dort, in diesem Zwischenraum, der größte Wandel möglich.